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Land: | Italien |
Jahr: | 2003 |
Regie: | Ettore Scola |
Drehbuch: | Ettore, Paola & Silvia Scola |
Kamera: | Franco Di Giacomo |
Montage: | Raimondo Crociani |
Musik: | Armando Trovaioli |
Ausstattung: | Ezio di Monte |
Kostüme: | Susanna Soro |
Produktion: | Roma Cinematografica, Instituto Luce |
Länge: | 93 Minuten |
Originalsprache: | Italienisch |
Untertitel: | Deutsch |
Darsteller: | Giorgio Colangeli |
| Antonello Fassari |
| Fabio Ferrari |
| Fiorenzo Fiorentini |
Gente di Roma (Gente di Roma)
(Italien, 2003, Italienisch, deutsche Untertitel)
Donnerstag, 19. April, 19:00, Rathaushof, Amstetten
Diesen Filmabend gestalten wir heuer gemeinsam mit dem Verein zur
Förderung und Verbreitung der italienischen Sprache und Kultur
„Societa Dante Alighieri” welcher
in diesem Rahmen auch sein alljährliches Abschlussfest
„Festa di chiusura” feiert.
Daher gibt es heuer erstmals eine musikalische Einstimmung auf einen
Film, live vorgetragen und präsentiert von Rocco
Fasano.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Atoll statt,
welches den Film im Rahmen eines Italientages am Freitag den 18. Mai 2007 im
Jugendzentrum Atoll noch einmal aufführen wird.
Zum Ausklang des Filmabends gibt es wie immer einen kleinen Imbiss und
Getränke, diesmal auf „italienisch” welcher von der
Pizzeria „Casa Venezia” zubereitet
und zur Verfügung gestellt wird.
Eintritt: € 6,-- für Erwachsene, € 3,-- für Schüler.
GENTE DI ROMA: die Menschen, die in der schönsten,
quirligsten und grausamsten Stadt der Welt leben.
Was ist Rom, Italiens Hauptstadt, heute? Was ist aus ihr geworden? Wer lebt
in ihr, träumt von ihr und durchmißt sie mit seinen Schritten oder
betrachtet ihren chaotischen Verkehr durch die Fenster von Autos und
Bussen - wer sind die Tausende von Gesichtern, die jeden Tag die U-Bahnen
und Straßenbahnen bevölkern?
Worüber denken sie nach, die Leute, die in den Cafés und auf
den Plätzen der Stadt verweilen, diese älteren Männer mit
den matten Augen? Welche TV-Soap-Opera hat das Herz des Mädchens
erobert, das gegenüber der Straße in der Küche des
Appartements Artischocken „alla Romana” kocht?
Normale Menschen jeden Alters und jeder sozialen Klasse, vom Arbeitslosen
bis zum Angehörigen des Adels: der rassistische Barmann hinter dem
Tresen des Cafés; der durchgeknallte Intellektuelle, der im Bus
die Haltung der Römer zu nichteuropäischen Immigranten
erfragt; die ängstliche Seele, die auf dem Friedhof die Stimmen
der Verstorbenen hört; der alte Mann in dem Seniorenheim, der
bald vergessen sein wird von seinem Sohn; das schlechte Gedächtnis
von Leuten, die an Alzheimer leiden; der junge Mann, der den Bus nimmt
und den Wahnsinn der Welt entdeckt; die erhabene Schönheit der
antiken Ruinen und die Vagabunden, die sie noch bevölkern.
Die „ewige” Stadt als Schauplatz der Gegenwart. Ettore
Scola folgt einem Bus, der kreuz und quer durch Rom fährt und
die seltsamsten Gestalten transportiert. Die Momentaufnahme einer
Stadt im Wandel wird zur Liebeserklärung an die Metropole, die
sich hier nicht touristisch grell geschminkt gibt, sondern ihr vom
Alltag gefärbtes und zerfurchtes Gesicht zeigt.
Auf seiner abwechslungsreichen Strecke passiert der Bus Stationen, die
uns intime Einblicke ins alltägliche Leben der Metropole erlauben.
Die Fahrt durch Rom, aus den weit außerhalb liegenden Bezirken
bis in ihren historischen Kern, in einem Bus, gelenkt von einer jungen,
weiblichen Angestellten der städtischen Verkehrsbetriebe: das
Abenteuer, an einer roten Ampel zu halten, an der eine elektronische
Anzeige die Autofahrer mit den aktuellen Börsenkursen versorgt,
während darunter ein schmächtiges Zigeunermädchen ein
„Ich habe Hunger”-Schild hochhält; oder ein
Autoscheiben-Waschmann, der mit seinem Gummischrubber nur auf den
nächsten intoleranten Autofahrer wartet, um mit ihm seine
Kräfte zu messen.
Das gleichgültige Rom von heute: Valerio Mastandrea spielt die
Rolle eines typischen jungen Römers, dessen leicht irritierendes
Verhalten hinter vorgetäuschtem Interesse versteckt wird.
Während der Busfahrt wird er von einem dunkelhäutigen
jungen Mann angesprochen, der eine Untersuchung über
nichteuropäische Einwanderer macht. Plötzlich wird dieser
junge Römer gezwungen, über die Frage von Unterschieden
zwischen den Menschen nachzudenken. Letztendlich reagiert er auf
das Problem wie die meisten Römer, die nur allzu oft zutiefst
gleichgültig gegenüber nichteuropäischen Einwanderern sind.
GENTE DI ROMA ist die humorvoll-melancholische Hommage des
Regie-Altmeisters an eine Metropole, die - in einer Mischung aus
Wärme und gewissenloser Gleichgültigkeit - denen
Zuflucht gewährt, die in der Stadt geboren wurden, wie jenen,
die sie als ihr angenommenes Heim auserwählt haben.
Text und Fotos: © movienet
Filmkritiken:
Bisher war es Woody Allens Privileg, uns sein New York durch die Augen
leicht spleeniger Menschen näher zu bringen, die als Teil von
Manhattan das Leben dort prägen und widerspiegeln. Ähnliches
gelingt Ettore Scola, der den Zuschauer einlädt, ihn auf eine
spannende Reise durch Straßen, Gassen und Plätze in Rom
zu begleiten, in unbekannte Winkel entführt und „Mama
Roma” in einem neuen Licht erscheinen läßt.
© Margret Köhler, in Blickpunkt: Film - Nr. 49/04
Der Film ist ein Kaleidoskop Roms, das mal Betroffenheit auslöst
und im nächsten Moment ins seichte Gewässer driftet. Scola
scheint sich über Vieles zu wundern, was nebeneinander her in
einer Metropole passiert, ohne sich auf einen der vielen Aspekte
wirklich konzentrieren zu wollen. Tragische Momente stehen neben
ironischen und humorvollen Beobachtungen der Menschen Roms. Auf den
ersten Blick entsteht so der Eindruck von Beliebigkeit. Für
Kenner Roms bedeutet diese Art der Beiläufigkeit aber auch eine
typische Haltung der Italiener. Das kann gefallen, oder auch nicht.
© Tillmann Allmer,
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