Das Der Verein SüdFILMfest 2009
Filmbeschreibungen


Eröffnung

19:30 Eröffnung und Einführung durch den Obmann des Vereins SüdFILMfest Gerhard Steinkellner.
19:45 Eröffnung des Festes durch die Kulturstadträtin Abg. zum NR. Frau Ulrike Königsberger-Ludwig.
21:30 Bei Einbruch der Dunkelheit wird der Eröffnungsfilm „Moolaadé” vorgeführt.

Amandla! (Musik als Ausdruck des Widerstands)
Land: Südafrika
Jahr: 2002
Regie: Lee Hirsch
Drehbuch: Lee Hirsch
Kamera: Clive Sacke, Ivan Leathers, Brand Jordan
Montage: Johanna Demetrakas
Ton: Gary Rydstrom
Musik: siehe Darsteller
Produktion: Sherry Simpson, Desiree Markgraeaff
Format: 35mm / 1:1,85 / Farbe / DD
Länge: 103 Minuten
Originalsprache: Englisch/Afrikaans
Untertitel: d/f
Darsteller: African Devoted Artists
  Abdullah Ibrahim
  „Big Voice” Jack Lerole
  Sibusio Lerole
  Vusi Mahlasela
  Miriam Makeba
  Hugh Masekela
  Thandi Modise
  Sifiso Ntuli
  Lindiwe Zulu
  u. v. a. m.

Amandla! A Revolution in Four-Part Harmony

(Musik als Ausdruck des Widerstands)

Der Film „Amandla! A Revolution in Four Part Harmony” blendet zurück auf 40 Jahre Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika. Er tut dies, indem er die Geschichte des Widerstands über die Musik erzählt. Unter dem Apartheid-Regime war es Schwarzen verboten laut zu singen, Lieder aufzunehmen oder Musikaufnahmen zu besitzen. Heute sind viele dieser verbotenen Lieder zu Nationalhymnen geworden und „Amandla!” zu einem ungemein bewegenden Musikfilm über die Pflicht zum Widerstand gegen das Unrecht. Der Titel „Amandla!” spricht ja schon für sich. Er stammt aus dem Xhosa und bedeutet übersetzt: Power, Kraft. Amandla war während Jahrzehnten der Begriff für den Schrei nach Gerechtigkeit im ehemaligen Unrechtssystem Südafrikas, wo man die Apartheid eingeführt hatte und die Menschen mit ihren Gesetzen in unterschiedliche Klassen mit unterschiedlichen Rechten einteilte. Dieser himmelschreiende Zustand wurde von den Wirtschaften und der Politik des Nordens maßgeblich mitgetragen.

Lee Hirsch hat den vierzig Jahren Rassentrennung mit seinem Film nicht nur ein Denkmal wider das Vergessen gesetzt, er schafft es auch, uns über die Musik ein Stück jüngster Geschichte auf bewegende Art vor Augen und Ohren zu führen. Es steckt eine ungemeine Kraft in diesem Musikfilm, in dem die größten Stars Südafrikas zu Wort und zu Auftritten kommen. Es ist die Kraft des Widerstands, und dieser nährt sich unter anderem aus einem Stolz an der eigenen Kultur, aus einem Ehrgefühl auch, das von den sich als Herrenrasse gebärdenden Weißen tagtäglich mit Füßen getreten wurde.

Die Musik bewegt, und der Film „Amandla!” macht auch wieder einmal deutlich, wie elementar wichtig die Kultur für den Menschen ist. Ohne sie läuft nichts, über sie geschieht eine Auseinandersetzung mit dem, was ist. Die Musikerinnen und Musiker, die im Film zu Wort kommen, haben sich und ihre Arbeit teils unter Lebensgefahr in den Kampf fürs simple Menschenrecht gestellt, einzelne sind umgebracht worden, weil sie gesungen haben. „Amandla!” reißt mit und macht Mut, ganz abgesehen davon, dass er einige der größten Musikerinnen und Musiker Afrikas mit ihren Songs auftreten lässt.

© Walter Ruggle, trigon-film

Mehr zu diesem Film finden Sie im trigon-film Magazin Nr. 25, einiges davon haben wir für Sie auszugsweise zusammengefasst.


Moolaadé (Bann der Hoffnung)
Land: Senegal/Burkina Faso
Jahr: 2004
Regie: Osmane Sembéne
Drehbuch: Osmane Sembéne
Kamera: Dominique Gentil
Montage: Abdellatif Raïss
Musik: Boncana Naiga
Produktion: Filmi Doomirew (Dakar), Ciné Sud Promotion (Paris)
Format: 4:3 / DD 2.0
Länge: 120 Minuten
Originalsprache: Bambara/Französisch
Untertitel: d
Darsteller: Fatoumata Coulibale (Collé)
  Maimouna Hélène Diarra (Hadjatou)
  Sálimata Traoré (Amasatou)
  Dominique Zeída (Mercenaire)
  Mah Compaoré (Doyenne des Exciseuuses)
  Aminata Dao (Alima Bá)

Moolaadé

(Bann der Hoffnung)

Vier siebenjährige Mädchen bringen das soziale Gefüge in Unordnung, als sie vor den Beschneiderinnen flüchten und bei Collé Gallo Ardo Sy Unterschlupf finden. Ihre Beschützerin hatte vor Jahren die eigene Tochter vor der Verstümmelung bewahrt und sich dadurch dauerhaft ins soziale Abseits befördert. Nun gewährt sie den Mädchen auf einer uralten Tradition beruhend „Moolaadé”, spirituellen Schutz nicht nur gegen die Dorfältesten, sondern auch gegen die Mütter der Kinder, die glauben, dass unbeschnittene Frauen weder einen Mann finden noch Kinder gebären können.

Auch dieser Film des Regisseurs Ousmane Sembéne ist hochpolitisch. Nur vordergründig geht es um die, in vielen Ländern Afrikas aber nicht nur dort, verbreitete Tradition der Genitalverstümmelung – gegen die der Film deutlich und unmissverständlich Stellung bezieht. Ousmanes Filmsprache ist für ein europäisches Publikum gewöhnungsbedürftig. Moolaadé entwickelt sein Thema langsam und lässt sich viel Zeit für die Beschreibung des sozialien Mikrokosmos eines kleinen afrikanischen Dorfes. Schritt für Schritt wird erkennbar wie die verschiedensten spirituellen Vorstellungen als funktioneller Teil zur Aufrechterhaltung eines patriarchalen, strikt hierarchischen Machtsystems verwendet werden welches Frauen für regelgerechtes Verhalten Gratifikationen bietet. Die spirituelle Hoheit etwa hat eine Gruppe älterer Frauen inne, die auch die Beschneidungen vornehmen.

Gefahr droht diesem Machtsystem jedoch nicht nur von Innen sondern dringt unter anderem auch als der „Fortschritt” in Form des Exsöldners Mercenaire in das Dorf ein. Der ist selbst nicht verheiratet und flirtet, ob ledig oder nicht, mit allen Frauen des Dorfes. Außerdem trägt er europäische Kleidung und kümmert sich wenig um die Traditionen der Bewohner. Ein Kapitalist durch und durch, verkauft er den Bewohnern zu überhöhten Preisen Rasierklingen, moderne Kleidung und weitere Luxusgüter. Vor allem jedoch Radioapparate. Diese sind es, die die weite Welt in das von jahrhundertealten Traditionen geprägte Dorf tragen. Die Frauen des Dorfes hören sich die Programme der Radiosender aus den großen Städten an und plötzlich beginnen einige, ihre untergeordnete Rolle in der Gemeinschaft in Frage zu stellen.

Jetzt beginnt Sembéne zu spielen. Wenn es keine Argumente mehr gibt und Traditionen zur Erhaltung der Macht nicht mehr ausreichen müssen „männertypische” Lösungsmethoden herhalten: Radios werden verbrannt und für den Söldner gibt es eine handgreifliche Lösung die aber endgültig ist. Liegt es an den Bildern oder an dem, den Europäern ungewohnten Umfeld, dass die Sinnlosigkeit dieses Vorgehens so offensichtlich zutage tritt? Dieses kontrastiert der Regisseur mit dem Vorgehen seiner Protagonistin Collé welche Traditionen zur Bekämpfung anderer Traditionen einsetzt. So intelligent dieser Ansatz im ersten Augenblick erscheinen mag, als sich die Lage zuspitzt, wird klar, dass das nicht funktionieren kann: auch das Moolaadé bietet keinen dauerhaften Schutz und die Tochter steht unverstümmelt im sozialen Abseits. Der Ausweg, den Ousmane schließlich aufzeigt, entspringt aus der Gemeinschaft selbst und eröffnet die Perspektive für einen vitalen afrikanischen Feminismus, der die repressiven Traditionen nicht durch die Ideale der europäischen Aufklärung ersetzt, sondern sich der eigenen kulturellen Herkunft bewusst ist.

Der Film ist sehr direkt und – weniger visuell als emotional – brutal. Die Forderung nach Abschaffung der Genitalverstümmelung wird eindeutig und wiederholt vorgetragen, kein Zweifel kann bestehen bleiben an der dezidiert politischen Schlagrichtung des Films. Dennoch bleibt genug Raum für kleine, präzise Beobachtungen aus dem Dorfalltag.

© Frei nach einer lesenswerten Kritik von Lukas Foerster vom 3.4.2006 in critic.de.


Burina Faso zwischen gestern und morgen
Land: Burkina Faso
Jahr: 2007
Regie: Christine Weissbarth, Franz Indra
Kamera: Christine Weissbarth, Franz Indra
Montage: Franz Indra
Ton: Andreas Indra
Musik: Mamadou Sanou
Produktion: Eckart Bruchner, Interfilm-Akademie München
Format: MiniDV / 4:3 / Farbe / Stereo
Länge: 37 Minuten

Burkina Faso zwischen gestern und morgen

Im Frühjahr 2007 begleiten Christine Weissbarth und Franz Indra im Auftrag der Interfilm Academy Munich deutsche Austausch-Schüler auf ihrer Reise durch Burkina Faso. Obwohl einer der ärmsten Staaten der Welt, gilt die Hauptstadt Ouagadougou als kulturelles Zentrum Westafrikas. Wir erfahren nicht nur von der politischen Situation Burkina Fasos und erleben Animismus auf dem Land, sondern sehen auch das friedliche Nebeneinander von Christentum und Islam. Die Teilnehmer des Interfilm-Seminars „Jeunesse et Cinema” besuchen dabei auch das FESPACO, das größte Filmfest südlich der Sahara.


Bamako (Bamako)
Land: Mali
Jahr: 2006
Regie: Abderrahmane Sissako
Drehbuch: Abderrahmane Sissako
Kamera: Jacques Besse
Montage: Nadia Ben Rachid
Ton: Christoph Winding
Ausstattung: Maji-da Abdi
Produktion: Danni Glover, Joslyn Barnes, F. Sauvagnargues
Format: 35mm / 1:1,85, DR
Länge: 118 Minuten
Originalsprache: Bamabara/Französisch
Untertitel: d/f
Darsteller: Alissa Maïga (Melé)
  Tiécura Traoré (Chaka)
  Hélène Diarra (Saramba)
  Aïssa Abdessamie (Amziane)

Bamako

(Bamako)

Afrika zeigt's dem Wilden Westen

Die bildhübsche Melé arbeitet als Sängerin in einer Bar, ihr Mann Chaka ist arbeitslos. Im Hof ihres Hauses in Malis Hauptstadt Bamako, wo sie zusammen mit anderen Familien leben, installiert sich ein Gericht. Vertreter der afrikanischen Bevölkerung haben einen Prozess angestrebt gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank, weil sie diese zur Rechenschaft ziehen wollen für das, was auf dem afrikanischen Kontinent schief läuft. Der Wohnhof wird also gleichzeitig Gerichtshof, und während Anklagende, Zeugen und Verteidiger ihre Standpunkte vertreten, spielt das Leben munter weiter, als wäre da gar nichts Besonderes. Und damit wird aus dem vollen afrikanischen Leben heraus darüber debattiert, wie die nördliche Welt mit der südlichen umgeht, erhält ein ernsthaftes und interessantes Thema eine unterhaltsame Form der Vermittlung. Ein spannender Film zur Zeit und ein gewitztes Lehrstück nicht nur in Bezug auf Afrika.

Was für eine großartige Idee: Abderrahmane Sissako lädt uns ein in Malis farbenfrohe Hauptstadt Bamako, wo er im Hof des väterlichen Hauses eine Gerichtsverhandlung in Szene setzt, in jenem Hof, in dem er selber seine Jugend verbracht hat. Doch keine Angst, das ist alles andere als trockene Faktenbeigerei: Spannungsgeladen präsentiert sich die hier in Szene gesetzte Verhandlung gegen die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds, die ja eigentlich da wären, ausgleichend zu wirken im Weltmarkt. Munter läuft während der Gerichtsverhandlung im Hof das Leben weiter. Die geniale Idee von Sissako war es, Gericht zu halten im Alltag, denn aus ihm heraus wird so vieles, was diskutiert wird, ganz beiläufig sichtbar, wahrnehmbar, erkennbar. Und darüber hinaus spielt der Alltag aufs Unterhaltsamste seine Streiche. Natürlich schweift Sissakos Blick immer wieder ab, widmet er sein Interesse Randfiguren im globalen Game, um die Widerwärtigkeit der nördlichen Arroganz umso sichtbarer zu machen oder der Fiktion des US-amerikanischen Westerns mit Danny Glover und Elia Suleiman als Shooting Stars.

Wenn die Welt heute voller Wunden ist, dann aufgrund einer langen Geschichte, die gerne vergessen geht, wenn man das Heute betrachtet. Abderrahmane Sissako führt uns dies am Beispiel Afrikas im Innenhof seines Hauses vor Augen und vor Ohren. Er ist auch ein hochsensibler Porträtist. Luzid sind die Auseinandersetzungen und Äußerungen, real existierende Figuren und erfundene spielen ineinander über und miteinander, um von dem zu reden, was ist. Und von dem, was sein könnte. Zu Letzterem freilich würde so etwas wie Bewusstsein gehören, nicht nur ein Bewusstsein fürs Eigene sondern eben auch eines fürs Andere, für die Existenz des Anderen. Bamako ist für mich der dringlichste Film zur Zeit: Stiller Aufschrei, luzide Einsicht, unterhaltsam und besinnlich in einem.

© Walter Ruggle, trigon-film

Mehr zu diesem Film finden Sie im trigon-film Magazin Nr. 35,


Der Weiße mit dem Schwarzbrot
Land: Mali
Jahr: 2007
Regie: Jonas Grosch
Drehbuch: Jonas Grosch
Kamera: Miriam Troescher
Montage: Antje Lass
Ton: Veit Norek
Musik: Madou Coulibaly
Produktion: Doni Doni Film, Jonas Grosch
Format: 16:9, digital, Farbe
Länge: 73 Minuten
Originalsprache: Bambara, Franz., Deutsch
Untertitel: d/e/f

Der Weiße mit dem Schwarzbrot

Der Weiße mit dem Schwarzbrot – das ist Christof Wackernagel - Schauspieler, Autor und ehemaliges RAF-Mitglied. Der Regisseur Jonas Grosch besucht ihn in seiner selbst gewählten Heimat Mali, Westafrika, und porträtiert einen Mann, der voller Ideale und Pläne steckt.

Zusammen mit dem Musiker Madou Coulibaly und seiner Haushälterin Assa lebt Wackernagel in Bamako, der Hauptstadt Malis. Dort arbeitet er an seinen Projekten und Büchern. Gerade hat er „Dieu est grand – Geschichten aus Westafrika”, erschienen im Kalua-Press Verlag, fertiggestellt. Abends geben Madou und Christof zusammen Straßenkonzerte.

Eine von Christof Wackernagels vielen Initiativen ist es, Maliern dabei zu helfen, eine Vollkornbäckerei in Bamako zu betreiben. Mit ansteckender Begeisterung verfolgt er diese Idee, die ihn wieder ein Stück der afrikanischen Realität näher bringt. Sein Vorschlag, allen Offiziellen die Dienstwagen wegzunehmen, um die Taxiwirtschaft anzukurbeln und die Bürokraten zur Volksnähe zu zwingen, ist bisher noch nicht umgesetzt worden.

Mit innerer Kraft und überbordender Emotionalität erzählt Wackernagel von seinem Leben in Mali und früher in Deutschland – wie er zur RAF kam, von seiner Zeit im Gefängnis und von der Begegnung mit dem holländischen Polizisten Hermann van Hoogen, der ihn 1977 festnahm und der überraschend für seine vorzeitige Haftentlassung plädierte. Vor allem aber erzählt Wackernagel die Geschichte eines Mannes, der Humor, Idealismus und Pläne für mehr Leben als eines hat.

© Pressemappe MMM Film

„Der einzige Film über die RAF, aus dem ein Mensch mich anspricht. Ein Mensch, der sich selbst nicht versteht, nicht zu ernst nimmt und noch viele andere Utopien hat. Einer, der sein Leben wie ein offenes Werk spielerisch gestaltet. Das muss man sehen, will man verstehen, wieso es Anarchisten immer gab und geben wird.”

© Volker Schlöndorff


Die Kinderspiel- und Tanzgruppe

Eleje

Unsere afrikanische Spiel- und Tanzgruppe Eleje wurde im Jahr 2005 gegründet und ist für Kinder gedacht, die sich für fremde Länder und fremde Heran­gehens­weisen interessieren. Der typisch afrikanische Lernstil ist es, durch bloßes Hören und Imitieren zu lernen, nicht durch das Durchlesen einer Anleitung. Und von Zeit zu Zeit kommen alle Mitglieder unserer Gruppe zusammen, um auf afrikanische Weise miteinander zu spielen und zu tanzen. Manchmal wird auch gebastelt, oder es werden auf afrikanischen Instrumenten verschiedene Rhythmen gespielt. Dies fördert die Konzentration der Kinder, aber auch das logische Denken und die Fähigkeit, etwas auswendig zu lernen.

Nkechi Uroko


>Amour, Sexe et Mobylette (Liebe, Sex und Mobylette)
Land: Burkina Faso/F/D
Jahr: 2008
Regie: Maria Silvia Bazzoli, Christian Lelong
Drehbuch: Maria Silvia Bazzoli, Christian Lelong
Kamera: Christian Lelong
Montage: François Sculier
Ton: Maria Silivia Bazzoli, Frédéric Bassolé
Musik: Yony
Produktion: Cinédoc films (F), fechnerMEDIA (D)
Format: 35 mm, 1:1.66
Länge: 95 Minuten

Amour, Sexe et Mobylette

(Liebe, Sex und Mobylette)

Amour Sexe et Mobylette ist ein Film über Liebe.
In einer kleinen Stadt in Burkina Faso. Eine Gesellschaft, die im Rhythmus des schlagenden Herzens lebt und ihre Zukunft entwirft. Zu sehen, wie man sich liebt, irgendwo in Afrika – das bedeutet auch, unsere eigene Liebe im Spiegel zu erkennen

„Angehalten, auf die Bilder eines blutleeren Kontinents zu fokussieren und die Menschen zu anonymen und unterernährten Silhouetten zu reduzieren, vergisst man über die aufgeblähten Bäuche hinweg, die uns von den Medien vorgesetzt werden, schnell die Millionen von schlagenden Herzen, die genau so schwingen wie überall auf der Welt.”
Virginie Andriamirado, Afrique rose, „Africultures”, April-June 2005

Amour, Sexe et Mobylette setzt sich zusammen aus mehreren, sich kreuzenden Erzählsträngen. Jede Liebe ist untrennbar verbunden mit einer Geschichte.

Das ist der Grund weshalb der Film bewusst Dokumentation und Fiktion vermischt. Er entwickelt sich ausgehend von wahren Geschichten, die in eine inszenierte Rahmenhandlung eintreten und durch diese verbunden werden. Die gesprochenen Worte sind dabei jedoch immer dokumentarisch in dem Sinne, dass jeder erzählt, was ihm die Liebe, die eigenen Gefühle und das Leben tatsächlich bedeuten.

Im Verlauf der Erzählung lüftet Amour, Sexe et Mobylette den Schleier eines kleinen Städtchens mitten in der Sahelzone. Dieser Mikrokosmos mit seinen zahlreichen Persönlichkeiten wird bewegt von tausendundein Geschichten der Liebe: Das Begehren der Jungen, die Weisheit der Alten, die Nostalgie der Witwen und die Besorgnis der Verlobten. Jeder Protagonist repräsentiert eine Facette der Liebesbeziehungen, eine Möglichkeit der Liebe.

Eine einzige Frage treibt den Film: Was tun wir mit unseren Liebesgeschichten? Sie verzaubern die Wirklichkeit, aber wir wissen auch, wie sehr sich – leider viel zu oft – die Schwerkraft der Realität ihnen nähert und sie erstickt.

Diese Liebesgeschichten vom Ende der Welt können uns in der Tiefe unseres Seins berühren, weil es Geschichten sind von Männern und Frauen wie wir selbst. Geschichten die von der Ungewissheit unseres Lebens erzählen. Sie sind genauso unvorhersehbar wie universell.

Seit Anbeginn der Zeit sind es die gleichen Gefühle, die auf dem einen wie auf dem anderen Kontinent Liebesbeziehungen formen, auch wenn sie sich durch die Jahrhunderte und in den unterschiedlichen Zivilisationen nicht immer auf die gleiche Art und Weise äußern, sondern sehr verschiedene Ausdrucksweisen und soziale Codes hervorbringen.

Mit der Globalisierung erleben wir jedoch mehr und mehr eine weltweite Vereinheitlichung der Liebe. Wie an anderen Orten der Welt ist auch in Afrika heute der Valentinstag ein wichtiger Feiertag im Rhythmus des sozialen Kalenders, und brasilianische Telenovelas prägen die Liebesträume von Millionen von Afrikanern.

Weiterführende Informationen: Die Zusammenfassung beschreibt nur unvollständig, was dieser Film wirklich ist. Ähnlich wie Moolaadé – jedoch mit völlig anderen Mitteln – beschreibt auch dieser Film das verschiedenen Kulturen eigene traditionell bedingte Rollenverhalten und wohin es führen kann, wenn Traditionen unreflektiert übernommen werden. Neugierig geworden? Dann lesen Sie hier weiter.